Trauer um Hermann Freudenberg
Der Weinheimer Unternehmer Hermann Freudenberg ist am 15. November 2010 im Alter von 86 Jahren verstorben. Zu Beginn der Jahrestagung der BAG Integrationsfirmen e.V. am 18. November in Bonn gedachten die rund 300 Teilnehmer dieser großen Unternehmerpersönlichkeit. Der Vorsitzende Arnd Schwendy erinnerte daran, dass die 1985 von ihm gegründete Freudenberg Stiftung des weltweiten Familienunternehmens mit über 50 000 Beschäftigten die damals noch so genannte Selbsthilfe-Firmen-Bewegung von Anfang an ermutigt und gefördert hat. Beraten von Prof. Caspar Kulenkampff , Christiane Haerlin und Arnd Schwendy empfahl Hermann Freudenberg die Gründung der Fachberatung für Arbeits- und Firmenprojekte e.V. (FAF), um den damals an vielen Orten entstehenden Firmenprojekten betriebswirtschaftliche und fachliche Kompetenz zu vermitteln. Die Stiftung förderte diese Beratungsaktivitäten nicht nur finanziell. Hermann Freudenberg selbst und der Stiftungsgeschäftsführer Christian Petry sowie Benita Daublebski brachten sich engagiert in die konzeptionelle Ausrichtung der kleinen Betriebe ein.
Hermann Freudenberg gewann durch seine Warmherzigkeit und seinen unternehmerischen Weitblick schnell die Menschen für sich. Er pochte erfolgreich auf eine Balance zwischen sozialen und wirtschaftlichen Zielen der Firmen. Er ließ sich dabei auch leiten von den Ideen seines im Dritten Reich nach England ausgewanderten Vetters, Dr. Rudolf Freudenberg. Dieser hatte in England zusammen mit Douglas Bennett die Auflösung der großen Anstalt Netherne bei London durchgeführt und dabei die Bedeutung von Arbeit für die entlassenen Psychiatriepatienten in den Mittelpunkt gestellt.
Bei den lanagjährigen Diskussionen um die nachhaltige Förderung der Firmenprojekte war Hermann Freudenberg stets auf Seiten derer zu finden, die für eine klare Positionierung der Betriebe im allgemeinen Arbeitsmarkt plädierten anstelle der von manchen gewünschten Institutionalisierung als Behinderteneinrichtung außerhalb des rauen freien Marktes. Seine Linie hat sich erfolgreich durchgesetzt, wie die 2001 im SGB IX ergangenen Regelungen beweisen.
Dank seiner auf Starthilfen und Impulse konzentrierten Förderpolitik musste sich die FAF schnell selbst finanziell auf eigene Beine stellen, was ihr durch Projekte der EU und verschiedener Landes- und Bundesbehörden auch gelang. Die FAF wurde, um ihre fachliche Unabhängigkeit zu garantieren, schließlich in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt. Gleichzeitig wurde die BAG Integrationsfirmen e.V. mit der Hauptaufgabe der fachpolitischen Interessenvertretung und Vernetzung gegründet.
Bei aller wirtschaftlichen Orientierung verloren Hermann Freudenberg und die Stiftung nie diejenigen aus den Augen, die sich im freien Arbeitsmarkt nicht mehr behaupten konnten. Die Stiftung förderte daher von Beginn an auch Zuverdienstprojekte für Menschen, die nur stundenweise arbeiten können, um eine sinngebende, kontaktfördernde und Beschäftigung mit kleinem Nebenverdienst zum Transfereinkommen zu haben. Dieses Engagement setzt die Stiftung seit einigen Jahren durch Dr. Dorothee Freudenberg fort. Vor allem sorgt der Rudolf-Freudenberg-Preis für Innovationen dafür, dass zukunftsweisende Entwicklungen im Integrationsfirmenbereich entdeckt und verbreitet werden.
Arnd Schwendy erinnerte daran, dass die Firmenprojekte in den Anfangsjahren auf Widerstand und Skepsis in der Fachwelt stießen. „Ohne die mutige Begleitung durch die renommierte Freudenberg-Stiftung hätten wir diese Durststrecke nicht überstanden. Dass dieser bekannte Unternehmer und die Stiftung seiner Familie an unserer Seite standen, hat das Vertrauen von Geldgebern und Politik in unsere Sache entscheidend vergrößert. Wir verlieren ihn ihm einen wichtigen Wegbereiter und ein Vorbild sozialen Unternehmertums. Wir werden in seinem Geiste weiterarbeiten.“