Vergabe. MehrWert inklusive: bag if Vergabe-Konferenz

Unter dem Motto „Vergabe. MehrWert inklusive“ veranstaltete die bag if am 5. Mai 2022 eine Vergabe-Konferenz in Berlin. Neben den Impulsgeber*innen Andrea Rump (LWL), Dr. Frank Roth (Kanzlei DLA Piper) und Sven Donhauser (alsterarbeit gGmbH) fanden sich rund 100 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik in der Heilig-Kreuz-Kirche ein, um über die Potenziale der öffentlichen Auftragsvergabe an Inklusionsunternehmen zu diskutieren, Handlungsstrategien zu entwickeln und mögliche Chancen und Risiken zu bewerten.

Bund, Länder und Kommunen vergeben jedes Jahr eine große Zahl an öffentlichen Aufträgen. Dabei haben sie die Möglichkeit, Inklusionsunternehmen besonders zu berücksichtigen und so den inklusiven Arbeitsmarkt strategisch zu stärken. Die Praxis zeigt, dass öffentliche Auftraggeber diese Möglichkeiten häufig nicht ausschöpfen.

Viele Inklusionsunternehmen haben das Potenzial der öffentlichen Auftragsvergabe erkannt, stehen aber vor Hürden, sich an Ausschreibungen zu beteiligen. Komplexe Vergabeverfahren und fehlendes Fach- und Erfahrungswissen hält viele Unternehmen von der Teilnahme an Vergabeprozessen ab.

Die bag if will das ändern und hat die Akteure zum Austausch geladen. Mit einem World Café brachte die Vergabe-Konferenz Inklusionsunternehmen, Verwaltung und Politik an einen Tisch.

Impulsreferate beleuchteten das Thema öffentliche Auftragsvergabe aus verschiedenen Perspektiven und gaben Antworten auf rechtliche und praktische Fragen der Auftragnehmenden und -gebenden.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Claudia Rustige, Geschäftsführerin der bag if. In ihrer Eröffnungsrede wies sie auf das Veranstaltungsdatum, den 5. Mai, hin, der als Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ein besonderer Tag für eine Konferenz ist, die zum Ziel hat, den inklusiven Arbeitsmarkt durch öffentliche Auftragsvergabe zu stärken.

Claudia Rustige, Geschäftsführerin bag if

Claudia Rustige, Geschäftsführerin bag if

Magdalena Weinsziehr zog eine Bilanz des im Februar 2022 beendeten bag if Aufklärungsprojektes „Inklusionsunternehmen. MehrWert inklusive“ und zeigte dabei die Ergebnisse der zurückliegenden vier Jahre auf. Einen besonderen Fokus legte sie auf den Themenschwerpunkt des letzten Projektjahres: die öffentliche Auftragsvergabe. Zentrale Ergebnisse dieses Schwerpunktes sind das Faktenblatt, das sich an öffentliche Auftraggeber richtet, die Handreichung für Inklusionsunternehmen, das Informationsportal vergabe.mehrwert-inklusive.de sowie die Vergabe-Konferenz.

Dr. Frank Roth, Anwalt der renommierten Kanzlei DLA Piper, ordnete das Thema öffentliche Auftragsvergabe an Inklusionsunternehmen juristisch ein und zeigte Möglichkeiten und Fallstricke der bevorzugten Vergabe auf. Wer die Vergabegrundsätze und die Möglichkeiten der bevorzugten Vergabe kennt, ist klar im Vorteil, so der Jurist, der in seiner Anwaltspraxis bereits wiederholt Inklusionsunternehmen zu vergaberechtlichen Fragestellungen beraten hat.

Dr. Frank Roth, DLA Piper

Impulsgeber Dr. Frank Roth, DLA Piper

Bereits vor zehn Jahren hat der LWL Landschaftsverband Westfalen Lippe damit begonnen, Inklusionsunternehmen bei der öffentlichen Auftragsvergabe besonders zu berücksichtigen, und ist mit dieser Strategie zum echten Best-Practice-Beispiel einer inklusiven Vergabepraxis geworden. Andrea Rump, seit bald über 20 Jahren Mitarbeiterin der zentralen Dienst- und Einkaufskoordination des LWL, gab Einblicke in die Vergabepraxis des LWL und hilfreiche Tipps für Unternehmen, die sich um öffentliche Aufträge bewerben.

Impulsgeberin Andrea Rump, LWL

Sven Donhauser ist Prokurist bei der alsterarbeit gGmbH in Hamburg und Bereichsleiter von alsterarbeit-it. Vor etwa 18 Jahren baute er den Vertrieb bei Alsterarbeit auf. Heute verfügt er über einen starken Kundenstamm öffentlicher Auftraggeber. In seinem Praxisbericht teilte er sein Erfahrungswissen und benannte die Netzwerkarbeit dabei als einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren.

Impulsgeber Sven Donhauser, alsterarbeit gGmbH

An die Impulsreferate schloss das interaktive World Café an. Eine Methode, die dazu einlädt, Wissen und Erfahrungen zu teilen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln und – ganz nebenbei – Netzwerke aufzubauen. Die Teilnehmenden tauschten sich über Hürden und Chancen der öffentlichen Auftragsvergabe aus. Sie diskutierten, was Inklusionsunternehmen konkret tun können, um öffentliche Aufträge zu erhalten und mit welchen Argumenten sie öffentliche Auftraggeber überzeugen. Auch die Impulsgeber*innen beteiligten sich an dem Format und brachten ihr Expertenwissen ein.

Ulrich Adlhoch, 1. Vorsitzender bag if

Ulrich Adlhoch, 1. Vorsitzender der bag if, schloss die Vergabe-Konferenz und verdeutlichte dabei noch einmal das Potenzial der öffentlichen Auftragsvergabe an Inklusionsunternehmen. Er dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und würdigte die Impulsgeber*innen und alle anderen Aktiven, die sich in das Projekt eingebracht haben.

Im Anschluss an die Vergabe-Konferenz folgte die Verleihung des Rudolf-Freudenberg-Preis 2021. Lesen Sie hier den Artikel zur Preisverleihung.

Die Tagungsdokumentation (Präsentationen, Ergebnisabschrift des World Cafés) sind im bag if Mitgliederbereich veröffentlicht.

Fotos: Harald Fuhr

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